Erziehen ohne Schimpfen – so gelingt eine liebevolle & starke Eltern-Kind-Beziehung

Fast alle Eltern nehmen sich vor, ruhig zu bleiben.


Doch dann passiert es: Dein Kind trotzt, schreit, testet Grenzen und du merkst, wie deine Stimme lauter wird.


Du willst nicht schimpfen, aber irgendwie scheint es der einzige Weg, gehört zu werden.

 

Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein.

 

Und: Es geht auch anders – liebevoll, klar und wirksam.

 

Warum wir schimpfen, obwohl wir es gar nicht wollen

 

Schimpfen ist oft keine bewusste Entscheidung, sondern eine Stressreaktion.


Wenn wir müde, überfordert oder emotional getriggert sind, übernimmt unser Nervensystem.


Das Gehirn schaltet auf „Alarm“, und wir reagieren automatisch – so, wie wir es vielleicht selbst als Kind erlebt haben.

 

Vielleicht hast du Sätze gehört wie:

„Jetzt hör endlich auf!“
„Wenn du das nochmal machst, dann…!“

Diese Muster stecken tief. Doch der erste Schritt zur Veränderung ist das Bewusstsein:

 

Schimpfen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Überforderung.

 

Was Kinder wirklich brauchen

 

Kinder brauchen keine perfekten Eltern – sie brauchen echte, authentische und sichere Eltern.


Eltern, die zeigen: „Ich bleibe bei dir, auch wenn du wütend bist.“

 

Bedürfnisorientierte Erziehung heißt nicht, dass Kinder alles dürfen.


Es bedeutet, dass wir ihre Gefühle ernst nehmen und trotzdem klare, liebevolle Grenzen setzen.

 

-> Kinder lernen durch Beziehung, nicht durch Strafe.

 

5 Wege, um ohne Schimpfen zu erziehen

 

1. Atme, bevor du reagierst

Bevor du etwas sagst – halte kurz inne.
Ein bewusster Atemzug schafft Abstand zwischen Reiz und Reaktion.

 

2. Erkenne die Ursache hinter dem Verhalten

Frage dich: „Was will mein Kind mir gerade zeigen?“
Oft steckt ein Bedürfnis dahinter: Nähe, Autonomie, Hunger, Müdigkeit oder Überforderung.

 

3. Nenne Gefühle statt zu bewerten

Statt: „Du bist so frech!“ → lieber: „Ich sehe, du bist gerade richtig wütend.“
So lernt dein Kind, Emotionen zu benennen und mit ihnen umzugehen.

 

4. Setze Grenzen mit Empathie

Grenzen geben Orientierung – nicht Kontrolle.


Sag zum Beispiel:

„Wir hauen nicht. Ich helfe dir, dich zu beruhigen.“

5. Sei liebevoll zu dir selbst

Niemand bleibt immer ruhig. Du darfst Fehler machen – wichtig ist, dass du wieder in Verbindung gehst.

 

Beispiel aus dem Alltag:

 

Dein Kind wirft im Wutanfall den Becher auf den Boden.


Du könntest schimpfen oder sagen:

„Du bist richtig wütend. Ich helfe dir, dich zu beruhigen. Der Becher ist kaputt, das ist schade.“

So lernt dein Kind: Gefühle sind okay, aber Verhalten hat Folgen.
Das ist Erziehung mit Herz und Klarheit.

 

Erziehen ohne Schimpfen bedeutet nicht, immer ruhig zu bleiben.
Es heißt, Verantwortung für deine eigenen Gefühle zu übernehmen, anstatt sie an dein Kind weiterzugeben.
Wenn du beginnst, Emotionen bewusst wahrzunehmen – deine und die deines Kindes – verändert sich euer Familienalltag spürbar.

 

FAQ: Häufige Fragen zum Thema „Erziehen ohne Schimpfen“

 

Warum ist Schimpfen für Kinder so belastend?

 

Weil Kinder Schimpfen als Ablehnung erleben. Es löst Angst oder Scham aus und verhindert echtes Lernen.
Bindung und Sicherheit sind die Basis für Kooperation – nicht Angst vor Strafe.

 

Wie kann ich ruhig bleiben, wenn mein Kind mich triggert?

 

Atme tief, verlasse kurz die Situation, wenn nötig.
Erkenne, was in dir passiert, bevor du reagierst. Oft sind eigene Kindheitserfahrungen der Auslöser.

 

Brauchen Kinder überhaupt Grenzen, wenn man bedürfnisorientiert erzieht?

 

Ja – unbedingt! Grenzen geben Kindern Halt, Orientierung und Sicherheit.
Der Unterschied: Grenzen werden liebevoll und klar, nicht mit Strafe oder Drohung gesetzt.

 

Funktioniert das auch bei Geschwisterstreit oder starken Wutanfällen?

 

Ja. Entscheidend ist, dass du nicht mit Emotion gegen Emotion reagierst, sondern reguliert bleibst.
Erst Co-Regulation – dann Lösungen.

 

Ich habe heute wieder geschimpft – ist jetzt alles „kaputt“?

 

Nein. Beziehung lebt von Wiederverbindung, nicht Perfektion.

Ein ehrliches „Es tut mir leid, ich war wütend“ stärkt sogar eure Bindung.

 

Mein Tipp für dich: Unterstütze eure emotionale Entwicklung

 

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Und wenn du dir wünschst, im Familienalltag gelassener zu reagieren, Konflikte liebevoll zu lösen und dein Kind empathisch durch starke Gefühle zu begleiten,
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Gemeinsam finden wir heraus, wie du:

  • deine Trigger besser verstehst,
  • dein Kind sicher begleitest
  • und wieder Leichtigkeit in euren Alltag bringst.

Quellen & weiterführende Literatur

  • Ahnert, L. (2019): Woran wir wachsen – Die sieben Säulen einer gelingenden Elternschaft. S. Fischer Verlag

  • Juul, J. (2012): Dein kompetentes Kind – Auf dem Weg zu einer neuen Wertgrundlage für die ganze Familie. Beltz Verlag

  • Hüther, G. (2016): Rettet das Spiel – Weil Leben mehr als Funktionieren ist. Hanser Verlag

  • Brisch, K. H. (2018): Safe Parenting – Wie Eltern sichere Bindungen aufbauen. Kösel Verlag

  • Jesper Juul & Helle Jensen: Vom Gehorsam zur Verantwortung – Für eine neue Erziehungskultur. Beltz Verlag